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50 Jahre Münchner Mineralientage
Die Munich Show 2023
Ein Börsenrückblick von Robert Brandstetter
Mitarbeit: Stefan Weiß und Tobias Weise
Das Sammeln von Mineralien und Fossilien war im 18. und frühen 19. Jahrhundert hauptsächlich dem Adel vorbehalten. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, hin bis zu den beiden Weltkriegen, beschäftigten sich hauptsächlich Wissenschafter, Akademiker und das finanziell gut situierte Bürgertum mit dem Sammeln von sogenannten erdwissenschaftlichen
Objekten.
Ein Vierteljahrhundert nach dem Zweiten Weltkrieg ermöglichte es das Wirtschaftswunder dem Normalbürger, das er nach lebensnotwendigen Ausgaben auch wieder Geld für andere Dinge übrig hatte, die das Leben lebenswerter gestalten. Damit wurde das Sammeln von Mineralien und Fossilien in den 1970er Jahren immer populärer. Erste Sammlervereinigungen entstanden im Bereich größerer Ballungszentren und anfangs traf man sich regelmäßig in Gaststätten, um sich unter Gleichgesinnten auszutauschen. Um seine oftmals selbstgefundenen Exponate zu zeigen oder seine Dubletten interessierten Kollegen anzubieten, veranstaltete man Tauschtage in den großen Sälen der Wirtshäuser – 1964 auch in München, was den Beginn der heutigen Mineralienbörsen darstellte. Das Interesse an den schönen Kunstwerken der Natur und der Wille, solche Stücke selbst zu besitzen, erstarkte und die Vereine erfreuten sich eines regen Zulaufs.
Im Jahr 1972 fanden sich mit Dr. Josef Clemente, Max Stangl, Johannes Keilmann und Christian Weise in München vier Enthusiasten, die eine gemeinsame Vision verband. Sie überlegten, ob es nicht möglich wäre, die immer größer werdenden Mineralienbörsen dem Wirtshaus-Image zu entziehen und etwas Anspruchvolleres daraus zu machen. Eine bedeutende Mineralienbörse wurde auf dem Münchner Messegelände angedacht – damals noch neben dem Oktoberfestgelände auf der Theresienwiese gelegen. Sie hatten den Mut der Pioniere, das Geschick und Glück des Tüchtigen und stellten mit den „Münchner Mineralientagen“ eine Veranstaltung auf die Beine, die zur wichtigsten mineralogischen Messe auf dem europäischen Kontinent heranwachsen sollte.
Nachdem die beiden erstgenannten Gründungsmitglieder nach einem Jahr ausgeschieden waren, verließ später auch Christian Weise die GBR Münchner Mineralientage und beendete kurze Zeit danach auch seine wissenschaftliche Laufbahn an der LMU München als Diplomgeophysiker. Angeregt durch einen USA-Besuch hatte er eine andere Idee und gründete bald darauf seinen Verlag, der sich speziell mit mineralogischer Literatur und Fundstellenführern befasste. Mit der seit 1976 monatlich erscheinenden Fachzeitschrift Lapis, dem bis heute aufl agenstärksten Mineralienmagazin,
begann für ihn ein Erfolgslauf in eine andere Richtung.
Johannes Keilmann übernahm 1975 die Leitung der Mineralientage allein, konnte dabei aber stets auf die tatkräftige Mithilfe seiner gesamten Familie und der Münchner Mineralienfreunde, dem größten Verein in Deutschland, zählen. Er schaffte es, durch innovative Ideen und stetes gesundes Wachstum eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die nach Tucson, Arizona weltweit zum zweitwichtigsten mineralogischen Ereignis heranwuchs.
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