Neufunde und eine seltene Pseudomorphose aus dem Kongo

Wie uns Christophe Gobin (Dubai Gems) informierte, gelangen in der Republik Kongo (DRC) von März bis September 2020 wieder einige interessante Neufunde.
Die Kakanda Copper Mine im Revier Kambove umfasst mehrere große Kupfer-Tagebaue. Die Lagerstätte rund 30 Kilometer nordwestlich der Stadt Kambove wurde 1910 entdeckt und produzierte ab 1930 Kupfererze im Kammerbau, anfangs aus drei bis in 350 m Tiefe reichenden Förderschächten am Rande der Tagebaue. Der schlauchförmige Erzkörper aus Covellin, Chalkosin und Kupferkies im dolomitischen Nebengestein ist rund 800 m lang, 300 m breit und 30 m dick. Im Nordteil des Erzkörpers wurden nahe der Oberfläche ganze „Grotten“ mit stalaktitischem Malachit angefahren. Ab 2013 nahm der Betreiber Boss Mining SPRL neue Aufbereitungsanlagen in Betrieb, um die Gewinnung primärer Kupfer/Kobalt-Erze zu optimieren. Boss Mining ist eine Tochtergesellschaft der Eurasian Natural Resources (ENRC), ein international tätiger kasachischer Bergbaukonzern mit Sitz in Nur-Sultan und London.
Derzeit steht nur der Kakanda South Pit auf rund 1,5 km Länge und 700 m Breite im Abbau. Der Tagebau lieferte zuletzt ausgezeichnete dm-große Drusen mit rosarotem kobalthaltigem Dolomit. Dieser „Kobaltdolomit“ trägt partienweise verzerrte Cuprit-Kuboktaeder bis gut 1 cm Kantenlänge, die vollständig in dunkel-olivgrünen Kolwezit umgewandelt sind und manchmal auch eine hellgrüne Malachit-Kruste tragen. Kolwezit ist ein seltenes, mit Rosasit verwandtes Kupfer/Kobalt-Carbonat, das man bisher weltweit nur von einem Dutzend Fundstellen kennt. Typlokalität ist die Musonoi Mine bei Kolwezi, doch lieferte auch Mashamba West (s.u.) ausgezeichnetes Material. Dagegen war Kolwezit im Revier Kambove bisher eine Rarität und die Funde aus der Kakanda Mine können als „Premiere“ gelten – zudem Kolwezit hier scharfkantige Pseudomorphosen nach frei ausgebildeten Cuprit-Kristallen bildet! Rund 150 km westlich des Reviers Kambove, im Revier Kolwezi, liegt der Tagebau Mashamba West. Sein 80 m dicker und 25 m breiter Erzkörper enthält zu fast 70% sulfidisch-oxidische Erze, mit durchschnittlich 3,8% Cu und 0,4% Co. Er ist 1250 m lang und reicht bis in 400 m Tiefe. Er wurde 1921 entdeckt; der Abbau begann 1975. Der Tagebau Mashamba West wird seit 2009 von Sicomines betrieben, einem von China über die China Railway Group kontrollierten Konsortium.
Eine mineralogische Spezialität dieses Abbaues sind typisch rötliche, oft dünntafelige Baryt-Kristalle, die bis zu 5 cm Kantenlänge erreichen und partienweise mit kugelig-traubigem Malachit überwachsen sind. Unter den Neufunden sind auch große Cobaltocalcit-Skalenoeder, die mehr als 7 cm Höhe erreichen können.
Stefan Weiß